Begegnungen

«Alles wirkliche Leben ist Begegnung.»

                                          (Martin Buber, dt. Dichter)

«Wo hat es Dir am besten gefallen?», «Welches war der schönste Ort?», «Wo würdest Du wieder hingehen?» – am Stammtisch, nach Vorträgen oder im privaten Kreis werden mir solche und ähnliche Fragen immer wieder gestellt. Aber nach wie vor fällt es mir schwer, darauf eine schlüssige Antwort zu geben. Es waren so viele tolle Plätze und Gegenden – jeder für sich einzigartig und deshalb mit keinem anderen vergleichbar. Wenn man mich jedoch fragen würde, WAS mir am besten gefallen hat, dann wüsste ich die Antwort: es waren die unzähligen Begegnungen mit den Menschen entlang der Strecke. Menschen, die spontan auf mich zugekommen sind, Kontakte, die manchmal aus dem Nichts entstanden sind und Freundschaften, die sich daraus ergeben haben.

Da waren Bob und Steve (und ihr Hund „Monty“) in Chicago, die mir beim Start in dieses Abenteuer nicht nur mit Rat und Tat, sondern auch mit vielen guten Tipps zur Seite gestanden sind und kein Problem darin sahen, mein Posttöffli in ihrem brandneuen, kaum 300 Meilen alten Mercedes GL von der Zollhalle in ihr Haus zu transportieren.

Oder Rick und seine beiden Kumpels von J&N Custom Cycles in Wilmington, die meiner „Lucy“ während eines heiligen Wochenendes auf den Zahn gefühlt und versucht haben, der Ursache ihrer ‚Unpässlichkeit’ auf den Grund zu kommen. Obwohl es dann schliesslich doch an etwas anderem gelegen hat, war die Hilfsbereitschaft des Teams einfach grandios.

Genauso wie der Einsatz von ‚Muffler Man’ Dwight in St. Louis, der „Lucy“ kurz vor Feierabend mit Winkelschleifer und Schweissbrenner zu Leibe rückte und ihr dank einem Bypass im Auspuff wieder zur lange vermissten Durchzugskraft verholfen hat. Und sogar allen Ernstes eine Motorrad-Eskorte für mich organisieren wollte, damit ich heil aus St. Louis rauskomme…

Dann Scott Knight, von Main Auto Parts in Tulsa, der in halb Amerika herumtelefonierte, um einen Simmerring in metrischen Abmessungen zu organisieren. Und es sogar schaffte! Das Problem war einzig, dass die Masse auf der Schachtel zwar stimmten, das Teil darin aber ein anderes war… .  ;-((

Schliesslich die beiden Goldschätze Judy und Dick Terwilliger in Oklahoma City. Weil ihr Heim rund 20 Meilen neben der Route 66 lag, organisierte Dick kurzerhand einen PickUp samt Schwiegersohn, um „Lucy“ und mich nach Hause zu holen. Aus dem Kurzbesuch wurden schliesslich vier tolle und ereignisreiche Tage, während denen ich nicht nur Judy’s exzellente Küche, sondern auch unzählige Freunde der beiden kennenlernen durfte.

Oder Lorie und Glen, dank denen der Aufenthalt in Santa Fé noch spezieller geworden ist. Denn: Was gibt es Schöneres, als auf der Terrasse von Lories Traum-Haus, hoch oben auf einem Hügel, einen kühlen Drink zu sippen und den Blick über die Dächer von Santa Fe schweifen zu lassen? Höchstens noch dies: ein spektakulärer Rundflug in Glen’s Sportflüüger über die einzigartige Landschaft.

Nicht zu vergessen Frank „Pancho“ Delgado in Kingman, dem wir mitten in seine mexikanische „fiesta“ geplatzt sind, die er aus Anlass der Betonierung seines Garagenvorplatzes organisiert hatte. Und der uns trotzdem wie alte Freunde aufnahm – gerade so, als hätten wir schon immer dazugehört.

Und last but not least: Andrea und Marc in Santa Monica, wo wir mit Schämpis und einem währschaften Chääs-Fondue (bei 34 Grad im Schatten!) den Abschluss unserer Route-66-Tour feierten. Bei ihnen hatte „Lucy“ übrigens ein interimistisches Zuhause gefunden. Zwei Jahre lang stand sie im Vorgarten, bis die beiden schliesslich mit Sack und Pack (und „Lucy“) wieder in die Schweiz zurückkehren.

Sie alle (und noch ein paar mehr) haben dazu beigetragen, dass aus einer „hirnrissigen Idee“ ein einzigartiges Erlebnis geworden ist.

 

Vom deutschen Dichter Martin Buber stammt der Ausspruch: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung!“. Ich denke, so ist es. Ganz genau so.

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